1988 - 1990 Formentera Guitars

Formentera Guitars
Formantera Guitars

Formantera Headstock

Zwischen dem aus Ostfriesland stammenden Thomas Stratmann und mir hatte sich während seiner Rockinger-Beschäftigungszeit eine echte Freundschaft entwickelt. Thomas – gelernter Tischler und Berufsschullehrer – hatte die Idee, im Rahmen unseres Custom-Programms auch Gitarrenbaukurse anzubieten. Eine Art Zeltlager auf Amrum oder einer sonstigen ostfriesischen Insel, nebst angemieteter Werkstatt. Durch meine Formentera-Verliebtheit habe ich sofort gesagt: „Das machen wir auf „meiner" Insel. Stell Dir mal vor, ein Gitarrenbaukurs in Balearien auf Formentera! Das Beste, was man sich gönnen kann!“ Jawoll, wir kamen überein und buchten im Herbst 1987 Flüge, um diese ihm und Züli unbekannte Insel zu erkunden und auszuchecken. Spontane Begeisterung und die Entscheidung war getroffen!

Formentera Flyer

Formentera Flyer



Heute muss man nicht mehr unbedingt auf diese Insel fliegen, aber damals war das echt ein Hammer. Ein Haufen junger, individualistischer Menschen, Hippies, relaxte Strandbars mit geiler Musik, nachts Live-Musik in diversen Plätzen, und das Meer mit quasi karibischen Stränden. Alles in allem ein echtes Paradies, von Ibiza aus per hölzerner Fähre relativ schnell zu erreichen.

Jam auf dem Boot

Im April 1988 flog ich wieder hin, um eine entsprechendes Lokalität ausfindig zu machen, was sich allerdings als mühselig erweisen sollte. (Alle Details könnt ihr in meinem Buch „Angst & Schrecken auf Formentera“ nachlesen.) Jedenfalls habe ich tatsächlich eine geeignete Werkstatt gefunden und wir inserierten frech im nächsten Rockinger-Katalog unser Vorhaben als bereits existente, faszinierende Wahrheit. Und du glaubst es nicht, binnen weniger Tage hatten wir die ersten Kurse voll belegt, samt Anzahlung der Klienten auf unserem Konto. Zu diesem Zeitpunkt war die „Werkstatt“ aber noch das Getränkelager eines Toni Xeroni – siehe hier:

Werkstatt

Zitat aus meinem Buch: Jesus, würde das alles glatt gehen? Allerlei kompetente Menschen hatten mir auseinandergesetzt, daß in Spanien alles ganz besonders schwierig sei: EG, ha! Was? Balearen? „Bananenrepublik!“ Überhaupt, einige hatten uns schlichtweg für verrückt erklärt. Aber letztlich waren diese Leute doch nur neidisch. Eine Gitarrenbauschule in der Mittelmeersonne –  Is there better? …

Schreiben

Jam am Strand

Jam am Strand

Alles lief super glatt. Thomas entpuppte sich als absolut professioneller Lehrer, und die Schüler verließen euphorisiert unsere Insel. Wir waren in aller Munde.

Stundenplan

Teilnehmer

1989 Formentera Guitars auf der Frankfurter Messe
1989-03-Mac  

Eigentlich war das eine Nummer zu groß für uns, aber wir haben einfach gesagt: „Das machen wir.“ Den kleinen Messestand haben wir wie einen  formentensischen Strandkiosk gestaltet, ich glaube, wir hatten sogar Sand auf dem Boden. Dazu hölzerne Liegestühle, eine Palme, eine Inselkarte und samt Gitarren auch etwas Musik. Wir waren sogar vorher diverse Male ins Sonnenstudio gegangen, um wenigstens etwas südliches Flair auszustrahlen. Morgens um Schlag neun kamen die „normalen“ Aussteller, meist geschniegelt im Anzug mit Krawatte. Wir kamen frühestens um halbzehn in normaler Straßenkleidung, legten aber dann dünne Sommerhemden und leichtes Schuhwerk (insbes. Birkenstock) an.

1989-03-Bill

Wir waren eine kleine Sensation im sonst eher sachlichen Frankfurter Messegeschehen.  Diverse Male kam Bill Lawrence vorbei und gab mit seinen Cowboyhut auf dem Schädel eine gekonnte Gitarrenvorstellung. Der Mann konnte wirklich gut spielen, und die Leute umlagerten unseren Stand.

1989-03-Bill-Performance

Meerblick

Das war schon eine heiße Zeit auf dieser Insel, Wein, Weib und Gesang! Strandleben und Nachtleben. Ach, diese lockere spanische Art, diese Kneipen wie die Fonda Pepe, der Pirata Bus, der Anselmo Kiosko, menschenleere Küstenabschnitte und reichlich Festivitäten, wobei wir mit unserer Anlage samt Honda-Stromaggregat natürlich die Kings waren. Heute ist das alles nicht mehr. Das Eiland ist italienisch geworden, wogegen Formentera damals von jeder Menge neureicher Düsseldorfer bevölkert war. Richtig Spanisch habe ich erst viel später gelernt. In meinem zweiten Buch lasse ich einen Freak von einem Hotelbalkon aus eine Gruppe lärmender Düsseldorfer erschießen – seis muertos! Auf Inseln kann man auch schnell seinen Hass kriegen.

Das ging bei mir so weit, dass ich in einem Kurs, als wir gerade nachts in der Blue Bar spielten, einem Schüler zweimal aufs Maul gehauen habe, weil der während unserer Musikdarbietung an der Bar sitzend ständig an meiner gerade neu gefundenen Flamme herumgrabschte. Den habe ich auf die Terrasse gezerrt, zugehauen, bis mich zwei Leute von hinten festgehalten haben. Und dieser große, korpulente Typ, der von meinen Schlägen nur leicht zurück gezuckt hatte, sagt mir: „Wenn Du das nochmal machst, kriegst Du einen zurück.“ Eieiei, der war mal Amateurboxer im Schwergewicht, und da hätte ich mir echt was einfangen können!

Fonda Pepe – gleich um die Ecke
Fonda Pepe – gleich um die Ecke 

Kübelwagen und GItarren

Strand

Strand

Als ich mal als Lehrer herhalten musste, erwies ich mich schnell als untauglich. Geduld ist nicht gerade meine Paradedisziplin. In den Kursen gab es immer den einen oder anderen Teilnehmer, der mir voll auf die Nerven ging. Ich hatte dann mehr die organisatorischen Aufgaben übernommen und mich ansonsten zurück gehalten. Einen Kurs habe ich aber tatsächlich komplett allein als Lehrer durchziehen können.

Der Fotograf Dirk E.

In Sachen „Fotos“ bin ich zufällig auf einen alten Musikerkollegen, Dirk E., gestoßen. Ein echt guter Komponist, von Beruf Photograph, mit einem super Job im hannoverschen Sprengelmuseum: den ganzen Tag Kunstwerke zur Katalogisierung fotografieren. Er saß im gemachten Nest: gutes Gehalt, frei einteilbare Arbeitszeit und er residierte in einem riesigen Areal diverser Studios nebst sonstiger Räume mit Entwicklungsautomaten und etlichen, weiteren Profigerätschaften. Da bin ich dann öfter mit allerlei Gitarren und Parts hingefahren, um all die Teile für unsere Kataloge ablichten zu lassen. Alles super. Dirk hatte da mehrere Hasselblad-Kameras mit riesigen Negativformaten und überhaupt alles an Licht und Equipment, was das Herz begehrte. Auffällig allerdings waren die vielen Tische in den diversen Räumen, die scheinbar nur einem einzigen Zweck dienten. Nämlich als Abstellplatz für leere Bierflaschen. Und von Mal zu Mal wurden das mehr. Als „Kaufmann“ begann ich schon langsam, mir Gedanken zu machen, wieviel Flaschenpfand man damit wohl bereits hätte erzielen können. Und je mehr Flaschen hinzukamen, desto schlechter wurden leider auch die Fotos: Unschärfen, Flusen, Kratzer, was auch immer. Am Ende trugen die Tische einen wahren Wald von getrunkenen Bierflaschen Und Dirk wirkte immer abwesender. Eines Tages erschien ich beim Pförtner, um mich für einen weiteren Besuch beim Hausfotografen anzumelden, und bekam die abschlägige Antwort: „Der Herr E. arbeitet nicht mehr für uns.“

Das war Ende 1988, gerade als wir einen neuen Flyer für die nächste Formentera-Guitars-Saison machen wollten. Ich habe dann Dirk bei sich zuhause aufgestöbert, und er erklärte sich bereit, die gewünschten Fotos daheim für uns zu machen, kein Problem. Wir also alles dahin gekarrt und zwei Tage später wieder vorbeigeschaut. Dirk wirkte äußerst desolat, und die Fotoergebnisse waren derart verheerend, dass sogar die Idee völlig abwegig erschien, auch nur irgendetwas reklamieren zu wollen. Es war unglaublich, ein Fiasko. Wir also unsere Formentera-Gitarren wieder eingesackt und bloß raus aus diesem Ort des Schreckens.

Bäume von Dirk E.

1990 Formentera

1990-05-Bus

Da sind wir mit einem alten, grünen VW-Bus hingefahren und hatten leider kurz hinter Lyon am frühen Morgen einen Unfall: ich am Steuer eingeschlafen. Ein lauter Knall, dann ein scharrendes Geräusch und die Frontscheibe hat sich um 90 Grad gedreht. Wir rutschten auf der Seite liegend letztlich gegen die Leitplanke und kletterten – Benzin-Entzündung wähnend – so schnell es ging durch die Frontscheibe aus dem Bus. Der war jetzt Schrott, aber sonst ist nichts weiter Schlimmes passiert. Ein paar Kratzer am Leib und unser Inventar (Holz, Werkzeuge und Parts) war unbeschadet davongekommen. Mich plagten schwere Schuldgefühle ob meines Versagens und hätte mich beinahe vor den nächsten Laster geschmissen. Kurz darauf kam die Gendarmerie und nahm alles auf und uns mit ins nächste Dorf. 

Wir ließen uns erstmal In einer Herberge nieder und beratschlagten, was jetzt zu tun sei. Resultat: weiterfahren mit einem angemieteten Lieferwagen und in Spanien einen anderen mieten. Dann den französischen zurückbringen. Gesagt, getan: Zuerst fuhren wir mit dem Mietwagen zum Schrottplatz (wo unser VW-Bus seine letzte Ruhestätte gefunden hatte) und haben unser ganzes Zeugs umgeladen. Dann schraubten wir noch die Nummernschilder ab, und weiter ging es Richtung Süden.



Auf einer Autobahnraststätte entdeckten wir einen deutschen Campingbus mit mehreren Surfbords auf dem Dach und fassten uns ein Herz, den Fahrer anzusprechen. Das war Wolfgang, auf dem Weg nach Ibiza zum Wind-Surfen. Wir schilderten ihm unsere Situation und schlugen ihm vor, dass es womöglich besser sei, sich zuerst auf die geilere Insel der Balearen zu begeben. Und natürlich, dass wir ihm die Überfahrt bezahlen würden, wenn er unser Zeug in seinen Camper laden und alles auf „unsere Insel“ bringen würde. Jawoll, der Mann willigte ein. Wir packten alles um, Thomas Stratmann brachte den Miet-Lieferwagen zurück, und ich fuhr mit Wolfgang von Denia aus nach Ibiza und anschließend weiter gen Formentera.

Schlussendlich ist alles gut gegangen. Thomas kam alsbald mit Bahn und Fähre nach. Auf Formentera angekommen, habe ich den Entschluss gefasst, mein zweites Leben neu zu beginnen. Na ja, wenigstens ein bisschen. Erstens habe ich meinen bis dato erheblichen Fernet-Branca-Konsum komplett abgestellt. Und zweitens war ich jetzt meiner Karl-Lagerfeld-Pferdeschwanz-Frisur überdrüssig geworden. Ohnehin mochte ich mich auch nie mit all diesen Formentera-Alt-Hippies identifizieren. Fazit: Erscheinung ändern! Guckst Du hier:

 long-haired-Dieter

Alles in allem hatte das Schicksal bei mir offenbar ein Auge zugedrückt. Aber es kam noch besser: Bei unserem ortsansässigen Freund Dirk „Leon“ oben auf der abgeschiedenen Mola, jenem abgeschiedenen Hochplateau, was man über 50 Serpentinen erreicht, entdeckten wir einen VW-Bus, Baujahr in etwa wie der unsere. Der wurde mit grüner Farbe übergerollt, Dirk (Auto-Freak) änderte – wie auch immer er das gemacht hat – die Fahrgestellnummer, dann die alten Nummernschilder des Schrottbusses auf diesen „neuen“ drangeschraubt, und alles war, als wäre nichts geschehen. Und schon waren wir wieder im Besitz eines VW-Busses (Kaufpreis 400 Mark), mit dem wir unsere Gitarrenbau-Schüler zum Strand karren konnten.

Insbesondere in diesem dritten Jahr gab es erhebliche persönliche Probleme mit Zülis und meiner Familie, sodass das Ganze nach drei Kurs-Jahren für mich nicht mehr tragbar erschien. Zumal unsere Rockinger-Firma über dieses balerarische Engagement stark gelitten hatte. Die Chefs außer Haus. das konnte nicht gut gehen.

Na ja, Züli und ich haben dann 1990 unsere Anteile an einen ehemaligen Kursteilnehmer verkauft, der zusammen mit Thomas Stratmann die Gitarrenbauschule weiter geführt hat. Thomas hat zehn Jahre später auch das Handtuch geschmissen und macht nun Kurse in Hannover. Aber Formentera Guitars gibt es bis heute. Die Schule taucht sogar in allerlei Reiseführern auf, weil Formentera außer einigen Leuchttürmen und Kirchen nichts weiter an „wichtigen“ Plätzen zu bieten hat.

Hier noch eine Fotosammlung all jener Leute, die ich in den 80ern und 90ern da kennengelernt habe. Eine ganze Menge echt guter Typen, aber ein paar Vollidioten sind auch dabei ... Und etwa 95 Prozent von denen wirst du heute auf dieser Insel nicht mehr sehen. Entweder kommen sie nicht wieder, sind weggezogen oder sind einfach verstorben.

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Heute ist diese Insel voll dominiert und kommerzialisiert von Italienern. Nichts gegen diese, aber in den Parterres der Häuser der wenigen Pueblos findet man heute nur noch Boutiquen und Geschenkartikel-Läden und alles ist extrem überteuert. Die Raffgier hat gesiegt!

Hier noch ein kleiner Exkurs aus dem Jahre 2006, den ich damals in Sachen Dekadenz und Niedergang zu Papier gebracht habe:

Angebot & Nachfrage

Ich hatte gedacht, dass Formentera ziemlich bald out sein würde. Was die deutschen und italienischen Reiseveranstalter mit ihren Pauschalangeboten für Proleten und Idioten aller Art  vorbereitet haben, wurde von den Gewerbe treibenden Insulanern an Perfidität noch prächtig übersteigert. Jeder – ob Insulaner oder Ausländer – will halt nur Geld machen, ohne Rücksicht auf Verluste. Jede Caile in jedem Ort wird für den Verkehr gesperrt und gefliest, alle 20 Meter ein umzäuntes Bäumchen oder gar eine Palme, alle 5 Meter eine Straßenlaterne, lächerlicher Scheiß. Fast alle wirklich guten Strand-Kioskos sind über die letzten zwei Jahre verschwunden, und die meisten der „spannenden Leute“ haben sich auf’s Festland oder sonstwohin abgesetzt. Primitive nordrheinwestfälische Rentner besetzen eherne, spanische Plätze, dumpfe Franken beherrschen wichtige Strandgebiete und bieten pseudo-moderne Küche schlecht gemachtund zu völlig überhöhten Preisen. Insulare Spanier wären gefragt, dem Einhalt zu gebieten, sind aber selber zu dumpf und blöd und geschmacklos. Wenn  auf Formentera ein Deutscher ein Gewerbe aufmacht, geht es um Biergärten, halbseidene Boutiques, Hamburger Bars oder Geschenkartikelshops mit asiatischen Importartikeln. Sobald der junge Spanier sich aufrafft, gibt es Tattoo- und Piercing-Studios. Der Italiener kommt natürlich mit Pizzerien, Immobilien-Agenturen, Internet-Caffees. Letztlich ein totales Desaster. Man freut sich über die letzten spanischen Ferreterias mit ihrem Paella-Pfannen und hervorragenden Arcos-Messern.

Dazu wartet in San Ferran der Supergau – oder auch nicht. Vor der Fondamauer – auf der in den letzten drei Jahren aber auch keine Philosophen, sondern eher dumpfe Blödmänner saßen - werden neue Gebäude gebaut. Der wunderschöne Schuttplatz mit seinem Blick darüber ist dahin.

Nichts ist aufzuhalten, das Meiste von Formenteras echten Qualitäten (Livemusik aller Orten, Open Air Bars, Anselmo Kiosko, Pirata Bus unter spanischer Besatzung) ist bereits vor 15 Jahren untergegangen, forget it! Die Strände sind immer noch schön. Aber man teilt sie mit Rentnern, dumpfen Familien und aufgedressten puritanischen Italienern.

San Fernando oder jetzt auch Sant Ferran, jenes hässliche aber liebenswerte und letztlich authentische Dorf, das über mehr als 3 Jahrzehnte Aussteigern, Hippies und sonstigen  Verrückten einen Daseinsplatz zur Verfügung stellte, ist dabei, zu einem spießigen Allerweltsdorf zu verkommen, dem seine ursprüngliche, über die Jahrzehnte gesteigerte Gesichtslosigkeit  bestens zu Gesicht steht. Bob Baldon Spielplatz, nun gut.... klingt schön, aber eher wie eine Entschuldigung dafür, dass die Leihbücherei eben nicht mehr da ist.

Da sind Hippies, Freaks, Intellektuelle nach Formentera gekommen – seit Mitte der Sechziger. In der Fonda Pepe schien man ein Forum zur Ausbreitung seiner Ideen gefunden zu haben, der Wirt, Pepe, reparierte den Leuten ihre Fahrräder, diskutierte mit und bekam Spaß an den neuen  Dingen, die auf die Insel drangen, irgendwann auch sein Sohn Julian. Hunderte von Leuten saßen da in und um die Fonda. Während des Gläser Einsammelns ließ  man sich nieder, sprach mit den Leuten, Kommunikation pur, die Einwanderer sprachen leidlich spanisch, englisch sowieso, Julian sprach leidlich Englisch und natürlich auch Deutsch, wie viele andere Einheimische auf der Insel. Dazu kamen Festlandsspanier wie Pascual, die den Piratabus aufmachten, einen Strandkiosk aus einem kleinen Reisebus mit herausgebauten Fenstern, wo man eben am Strand vor oder nach dem Schwimmbad im superklaren, 24° warmen Mittelmeerwasser einen guten Drink einnehmen und dazu angesagte Musik hören konnte, Stones, Dylan, King Crimson, Doors, whatever...


Und alle wollten ficken, Männlein und Weiblein ... Und das ging, war quasi Programm.  Schoppie machte Kerben ins Kopfteil seines Bettes in seiner Finka, dier er bereits 1968 einem Bauern für billigstes Geld abgeschwatzt und über drei Jahre durch die Einnahmen für seine kunstgewerblichen Objekte abgezahlt hatte. Und was kann schöner sein als ein großes Forum gleich Gesinnter, die auch mal miteinander ins Bett steigen? Man fiel ja nicht auf Macho-Aufreisser rein, alles war so gewünscht, wie es geschah, positiv und zwischen Mann und Frau gleich gewichtet und gleich gepolt.

Das geile Paradies! Rudie Duschke, Langhans, Bommie Baumann und Uschi Obermeier hatten das schon propagiert, aber womöglich selbst in Indien nicht so locker ausgelebt, wie die Freaks hier am simplen balearischen Gestade ohne wirklichen Kulturschock. Die Spanier waren schon anders, keine Weltbeherrscher mehr, dem Stierkampf fröhnend auch nur, um die Todesnähe über gute Ausgehkleidung und den Preis des Tickets für den Arena-Platz auszukosten,  Franko-gebeutelt, diskrete Einstreicher von Schmiergeld, aber auch leichte Opfer für Folter und sonstige Torturen.

Aber Leute, das ist lange her!  Vergangenheit, vergessen. Selbst ich habe davon nichts mit bekommen. Mein erster Aufenthalt 1983 war 15 Jahre zu spät, um Spanien nach Franko und diese superkleine Insel noch in ihrer ursprünglichen Blüte zu erfassen, wenn es die überhaupt jemals gegeben haben mag. Obwohl, es gibt Aufzeichnungen, gar Bücher mit Geschichten und Kurzgeschichten, in denen sich ein Haufen Zugereister sauwohl fühlte unter den hiesigen Umständen. Aber der Spanier hat Schlimmes erlebt: Folter an sich selbst, Folter an Familienangehörigen und sonstigen ihm nahe stehendem Personen. So etwas prägt, prägt schlimm, psychotisiert, narkotisiert, kann alle wirkliche Lebenskraft rauben. Dazu kommt der dumme, katholische Glaube, der in diesem Land präsenter ist als sonstwo in Europa. Obwohl, halt! Man muss das einschränken! Auf dem Festland gibt es schon neue. frische Kräfte, Kreativität, sogar bemerkenswertes Design, Film, Literatur, Mode usw.

Woher kommt Tourismus? Wie kommt es dazu, dass Menschen in Urlaub fahren, und dabei ihr Geld ausgeben?  Letztlich nur durch Angebote und – lassen wir das Wort „Nachfrage“ entfallen! – durch vakantes Geld, Geld, das Leuten auf der Tasche liegt und ausgebbar ist. Oh Wunder der Volkswirtschaft! Obwohl, in diesem Falle wird jenes vakante Geld gar nicht hier in unserem zu liebenden Inland ausgegeben und dem Finanzfluss wieder zugeführt, sondern in jenem fernen Spanien all jenen Gewerbetreibenden – immerhin heutzutage in unser eigenen Währung, dem EURO!. Ok!

Oder Beispiel Mallorca: ein objektiv betrachtet landschaftlich wunderschöner, klimatisch im europäischern Raum äußerst begünstigter, Toscana-ähnlicher Lebensraum, wurde von deutschen Billig-Reiseveranstaltern wie Neckermann in den 60ern bis in die späten 80er, also über 3! Jahrzehnte! als perfektes Schnellziel für perfekten Urlaub  minder Verdienenden vermarktet, von den damals schon existierenden anspruchsvolleren Mittel-Fernreisenden als „Putzfraueninsel“ geschmäht. Ein nichtswürdiges Pommes Frites Eiland, insbesondere auch englisch beeinflusst  durch jede Menge zweifelhafter asiatischer Restaurants und übelste, von Engländer,  Iren oder Schotten  betriebene Junk-Gastronomien. Fish & Chips und Schlimmeres.

Wohlwollend könnte  man davon ausgehen, dass diese 60er Freaks damals nicht nur auf die Balearen kamen, weil alles besonders billig war. Obwohl, irgendwas muss sich rumgesprochen haben in Insider-Kreisen. Leben für lau, den ganzen Tag in der Sonne liegen, Paradies, wenn man Glück hatte kleines, angemietetes Finka-Domizil vom Bauern, 5 Tomatenpflanzen und 10 Kartoffeln zu Selbstversorgung. Die Eier wurden vom Bauern gekauft, ebenso das Brot. Aber Vorsicht bei den einheimischen Mädels! Die schienen zumindest bereits vergeben, an die einheimischen Jungs – zumindest wenn’s nach den  Eltern ging. Aber diese Franco-gebeutelten Weicheier waren nicht so hart drauf wie süditalienische oder gar albanische Familien, bei denen innerhalb kürzester Zeit der Rächer mit einem langen Bowiemesser ausgesandt wurde, die Familienschande zu tilgen und getöteten Ausländer letztlich irgendwo zu verbuddeln. Der Spanier – und sei es auch nur der balearische Pajes – ist viel, viel duldsamer,  erscheint sogar in gewisser Weise toleranter. Obwohl hier eben Toleranz eher spezifischen, politisch erlittenen Angstgefühlen entspringt. Wenn einem einmal von fremden Guardisten zwecks Auskunftserlangung  spitze, lange, dünne Nähnadeln langsam in die Zehenknochen getrieben wurden, denkt man eben anders über Toleranz, Integrität und sonstige hohe menschliche Werte.

Insbesondere hier bei der jungen Generation allerlei Probleme, die sich natürlich - geschichtlich betrachtet - plausibel ergeben. Manch Pajes Mädchen kam ab vom guten Weg durch Liebäugeln mit einem Zugereisten. Und die Zugereisten hatten auch keine wirklichen Skrupel. Das wusste keiner vorher so genau. Da konnte sich keiner drauf einnorden. Wer damals den langen, ungewissen Weg hier runter machte, hatte andere Ideale, for sure!  For heavens sake! Oder diese Freaks waren einfach nur frech genug. Frech genug, sich für immer von zuhause zu verabschieden, frech genug sich mit dem wackelnden Daumen an die Autobahn zu stellen, glücklich genug, sich von letztlich gleich gesinnten, privilegierten, halb-kapitalistischen VW-Bus-Besitzern mitnehmen zu lassen.

Ok, vielleicht waren es alles Faulpelze, Glücksritter, bedenkliche Subjekte, gar auf Schmarotzerei und  auf Betteln gepolte, sonnenfreudige Jung-Aussteiger, die einfach nur den optimalen Müßiggang zu verwirklichen anstrebten. Und was ist dagegen zu sagen? Das Heil liegt bestimmt nicht in der Arbeit, im Job, im täglich morgendlichen Erscheinen an der Arbeitsstelle, um unter heftigstem Druck hoch gesteckte Ziele zu erreichen.

Scheißverhältnisse in Deutschlands Norden, Scheißverhältnisse all over USA. Da sucht man eben andere Plätze, und jeder, der sich jetzt in gleicher Weise dazu aufmachen würde, wäre sau-froh, wenn er heute, 2006, noch solch eine Insel wie Ibiza oder gar Formentera neu entdecken könnte, unberührt, jungfraulich. Aber: Vorbei, liebe Freunde! Was glaubt Ihr? Wo liegt das Glück heute? Capverden? Ach was? Viel zu heiß! Viel zu nass! Nix los. Oder fliegen wir nach Asien? Sextourismus oder zumindest Einheimische, die einen ständig supernett angucken, total sympathisch, aber eigentlich nix verstehen. Oder: Ficken meine Schwester?  Womöglich gar „mein Tochter“. „Meinen  Sohn“? Oh Dreck! „Schwester macht supergut!“ Geht „Schwester noch, rein moralisch? – gar alt genug, dass keine Unzucht?!“ 

Für viele Wichser eine gute Sache. Aber ich? Wir? Wir moralisch gestärkten, die wir zwar auch geil und heftig ficken möchten, aber dann auch immerhin mit Gleichgesinnten! Keinesfalls mit Abhängigen, oder gar ins Puff. No way! Wir sind doch wohl selbst  noch Mann’s genug, uns ein passendes, gieriges Objekt zu schnappen. Wir kennen uns doch aus!  Sogar von der Form des Gesichts können wir schon auf die Form des Hinterteils schließen, Jahrzehnte lange Routine! Sogar andersrum, aus der Symmetrie und aus der optischen Intensität der Wölbung der Arschbacken jener Frau können wir auf ihr Gesicht schließen. Gar auf jenen Mund jener vorher nicht gesehenen Frau, deren wollüstige Lippen unseren Johannes saugend umschließen und weiterhin saugend, schmatzend beschlecken und besaugen  werden. Jawoll!  Nur Willige, selbst ernannte  „dreckige Fick-Schlampen, die wir in gegenseitigem Einverständnis mit in der Spielwarenabteilung von Kaufhof gekauften „Einschnapp“-Handschellen aus verchromtem Plastik ans Bett-Kopfende fest einhakeln, die Rossmann Vaseline-Dose aus dem Schächtelchen im  Nachtschränkchen hervorhebeln, den flachen Deckel abstülpen und diese Frau, dieses Objekt der Begierde  fies, wenn auch „wie gewünscht „und unter ihren schrillen, haltlosen Lustschreien missbrauchen.

OK, das war alles hier bzw, im balearischen Raum. Wohin denn bitte noch? Domrep? Hört mir auf mit Caribic! Touristenparadiese neben Ghettos, in denen arme Schwarze vegetieren. Kein fließend Wasser, keine Autos, Lasten auf dem Schädel transportieren, auf einem  runden Wulstband? Faszinierend, wie die das hinkriegen, 20 Liter Wasser. Aber: Wir Touristen liegen am feindsandigen Strand, Whiskey-Cola trinkend , lassen uns von Einheimischen bekümmern, die Papageien auf der Schulter sitzen haben und oder sogar bisweilen nerven (Prolex en masse aus der Jackentasche. Das geht doch gar nicht!

Gut, so schlimm wars in Spanien nicht. Höchstens anders rum, dass puritanische Einheimische (die meisten waren Franco-gebügelt) sich mit Ferngläsern hinter den Dünen verschanzten und sich über dem Anblick der fest-tittigen, wohl - rundärschigen Nordeuropäerinnen einen runter holten. Die gute Wichser-Mitte zwischen Arabien und Nordeuropa!

Und Formentera wird immer noch gut besucht ...

 

"geheime" Zahlen ...

"Geheime" Dokumente



Kissen

Dieter in der Strandbar

Thomas und Dieter

Formentera Guitars

Fiesta Flyer

Höhlen-Party
Höhlen-Band



Höhlen-Party
Höhlen-Freaks



Höhlen-Party
Pirata-Bus-Dirk


Blue Bar



Hier mal unser dritter Kursplan (historisches Dokument!)
Kursbeschreibung

Kursbeschreibung

Kursbeschreibung




Kursbeschreibung



Kursbeschreibung




Kursbeschreibung

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Kursbeschreibung

Kursbeschreibung

Formentera Guitars - Schle für Elektrogitarrenbau